Die Kompaniefahne von 1912

Die „Herz-Jesu“ Schützenfahne von 1912 !...

Die neueste der historischen Fahnen der Michelsburger Schützenkompanie ist ganze Handarbeit. Sie zeigt auf der einen Seite dengöttlichen Bundesherrn Tirols, das Herz Jesu mit dem Treueschwur: „ Wir geloben Dir auf’s neue, ewige Lieb’ und Bundestreue“. Auf der anderen Seite den Tiroler Adler und die Wappen der Michelsburg und St. Lorenzen sowie die Aufschrift: „Für Gott, Kaiser und Vaterland – Michelsburger Schützenkompanie St. Lorenzen.“

Sie wurde hergestellt von der ehrwürdigen Mutter Antonie im Ursulinen-Kloster in Bruneck und stellt dem damaligen Fleiß und Können des Klosters ein ehrenvolles Zeugnis aus. Diese prächtige Fahne verdankt die Kompanie der außerordentlich großzügigen Spende der Fahnenpatin Hedwig Sporn, der Frau des damaligen Gemeindearztes. Sie wurde am Sonntag, den 26. August 1912von Herrn Dekan Kleinlercher aus Bruneck, früherer Pfarrer von St. Lorenzen, bei einem großen Festakt geweiht. Sämtliche Schützenkompanien, Veteranenvereine und Musikkapellen der Umgebung nahmen an der Feier teil. Die Festansprache hielt Provisor Kiniger und gehoben wurde die Feier vor allem durch die Teilnahme des Bezirkshauptmannes Dr. Ritter von Strele, des Herrn General Braun, General Martini und des Herrn Hauptmann Liyhi. Auch ein Freischießen wurde veranstaltet.

  • Später kam die unheilvolle Faschistenzeit. Südtirol vom Mutterland abgetrennt, Tirols Kultur verboten. Die Fahne mit dem schönen Herz-Jesu-Bild musste verschwinden. Die Kaufmanns-Familie Alvera` von St. Lorenzen versteckte die Fahnenstange im Unterdach, die Spitze in einem Nachtkästchen und das bestickte Fahnentuch wurde in ein Kissen eingenäht. Die Faschisten hatten die Schützenfahne nicht entdeckt, aber 1943 kamen die „Nazis“ und der damalige Ortsgruppenleiter von St. Lorenzen wusste von der Fahne und beschlagnahmte sie. Die Alvera`-Mutter rief die Kinder zusammen, zündete eine geweihte Kerze an, alle knieten nieder und nahmen Abschied von der prächtigen Schützenfahne. „Was wird wohl mit dem schönen Herz-Jesu-Bild geschehen?“ Bekanntlich waren die Nazis keine großen Glaubensbekenner. So wurde die Fahne verschleppt. Ob sie verkauft oder verschenkt wurde konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Sie war und blieb verschwunden.
  • 1959 wurde in St. Lorenzen die Michelsburger Schützenkompanie wieder gegründet und Aller Wunsch war, die Fahne zu finden und zurückzuholen. Der Ausluger-Vater beschrieb seinem Sohn, dem späteren Ehrenmajor und damaligen Bezirksmajor Paul Knapp, die Fahne und der ging auf allen Festen im Inn- und Ausland auf Fahnensuche. Alles Forschen blieb umsonst, die Fahne blieb verschwunden.
  • Bei einer Dachentrümpelung in Innsbruck, ist einem Herrn Herrlicht ein verschnürtes Paket in die Hände gefallen und sein Erstaunen war groß, als er eine Schützenfahne darin vorfand. Die Fahne kam dann in mehrere Hände und nur durch einen ausgesprochenen Zufall entdeckte sie Paul Knapp im Sommer 1964 bei einem Trödler in Innsbruck. Mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden und mit der Hilfe des Nord-Tiroler- Schützenbundes, gelang es ihm die Fahne freizubekommen. Hans Hellweger und Paul Knapp brachten sie im Juli 1964 über den Brenner zurück in den Pustertaler-Heimatort St. Lorenzen. Wie ein Lauffeuer ging die freudige Nachricht von Haus zu Haus und als der alte Schützenhauptmann, der „Korber-Franz“, die Fahne wieder sah, konnte er sich der Tränen nicht erwehren. Sie war ziemlich beschädigt, aber sie war wieder da! Die Fahne wurde dann teilweise ausgebessert, aber erst 1988 war es wirklich an der Zeit, dieses wertvolle historische Stück ordentlich restaurieren zu lassen.  Sie wurde dann, am 29. Mai 1988 – bei einem großartigen Festakt auf dem Kirchplatz von St. Lorenzen, vom Pfarrer Andreas Mittich neu geweiht. Fahnenpatin war die junge Andrea Gruber! Viele hochrangige Ehrengäste aus Süd- und Osttirol gaben dieser Veranstaltung die Ehre.
    Nun zeigt sich die „Herz-Jesu-Schützenfahne“ von 1912 wieder in ihrer alten Pracht und wir Michelsburger Schützen sind wirklich stolz, ein solch wertvolles Stück zu besitzen und aufbewahren zu dürfen!


Michelsburger Schützenkompanie St. Lorenzen
Ober-Leutnant:   G e o r g   M e s s n e r