gian mo odo bleib mo

Andrea Ausserdorfer bei ihrem äußerst interessanten Vortrag
Die Mensa im Vereinshaus war bis auf den letzten Platz besetzt
Nach dem Vortrag gab es die Gelegenheit bei einem Umtrunk sich mit dem Thema zu vertiefen.

Zum heurigen Gedenkjahr „75 Jahre Option“ wollten auch wir von der Michelsburger Schützenkompanie einen kleinen Beitrag leisten. Aus diesem Grund organisierten wir einen Vortrag, der uns die schwierige Situation, in der sich unsere Eltern bzw. Großeltern damals befanden, näherbringen sollte.

Eine große Anzahl an Interessierten, Jung und Alt, folgte gespannt den Ausführungen von Referentin DDr. Andrea Ausserdorfer, die sich in ihrer Diplomarbeit mit dieser Thematik befasst hatte. In Ihrem Vortrag ging sie vor allem auf die Situation von St. Lorenzen ein. Sie versuchte, belegt durch Dokumente aus dem Gemeindearchiv, ein möglichst objektives Bild zu zeichnen. Das gelang ihr vor allem durch das Einspielen einiger Tondokumente. Diese Tonbandaufzeichnungen von bereits verstorbenen Zeitzeugen wurden bereits vor 25 Jahren von Peter Ausserdorfer aufgezeichnet. Es war sehr spannend, Aussagen von alten Lorenznern zu hören. Damit konnte man sich in die schwierige Zeit von damals noch besser hineinversetzen. Vor allem die Zerrissenheit mancher Personen und Familien wurde erkennbar. Wir hörten auch wie es den wenigen Dableibern erging, die verhöhnt, verspottet und systematisch gemieden wurden, hatte doch der Großteil der Lorenzner, nämlich 96,15% sich für das Deutsche Reich entschieden. Die „Aller Walschen Litanei“, die Spott und Hohn für alle Italiener und Lorenzner Dableiber war, die teils auch beim Namen genannt werden, ist ein erschreckendes Dokument jener Zeit. Auch die Schicksale mehrerer Auswanderer wurden durch Zeitzeugen beeindruckend geschildert. Den Grund, warum sich in St. Lorenzen entgegen dem landesweiten Durchschnitt von 86% mehr Menschen für das Auswandern entschieden, wollte die Referentin auf den Grund gehen. Die Antwort dazu fand sie im Gemeindearchiv. Ausschlag gebend dafür war vor allem die Verhaftung und Abschiebung der sogen. „Kursila“ im November 1939 . Die harte und ungerechtfertigte Vorgangsweise gegen 18 junge Männer aus St. Lorenzen, fühlten sich viele Lorenzner nicht mehr sicher in ihrer Heimat, und so stieg in den darauffolgenden Tagen die Anzahl der Deutschlandoptanten sprunghaft an, was in einer entsprechenden Graphik ersichtlich war.

In ihrer Schlussfolgerung meinte Andrea Ausserdorfer, dass ein Urteil darüber, warum so viele Menschen bereit waren ihre Heimat zu verlassen, nur mit gebotener Vorsicht erfolgen könne. Heute, in einer kommunikationsorientierten Welt, wo jeder Zugang zu Internet und Fernsehen hat, sind die vorherrschenden Verhältnisse und Bedingungen der damaligen Zeit nicht mehr vorstellbar. Man kann nur mehr schwer nachvollziehen, welches Drama die Option für einzelne Personen, Familien und die Dorfgemeinschaft bedeutete.

Grund für die hohe Anzahl an Deutschlandoptanten waren vor allem die Zwangsassimilierung und Italianisierung der eigenen Lebenswelt, die politische Unterdrückung und auch die fehlenden Informationen über die Geschehnisse. Es gab wenige, die wirklich Bescheid wussten!

Mit dem Gedicht „Weihnacht 39“ wurde die überaus interessante Veranstaltung abgeschlossen.