Heldenfriedhof Klosterwald

Heldenfriedhof Klosterwald

Wegen der Zugehörigkeit zum ehemaligen Kloster Sonnenburg, wurde der von der Rienz umspülte Wald westlich von St. Lorenzen, von alters her im Volksmund „Klosterwald“ genannt. Wahrscheinlich hat dieser stille, ernste Ort schon früher als Letzte Ruhestätte der Toten gedient. (Pestzeit) Ganz besondere Bedeutung erlangte dieser Friedhof in den Jahren der Tiroler Freiheitskämpfe von 1809 bis 1813.

Als am Weißen-Sonntag, den 09. April 1809, Feldmarschall-Leutnant Chasteller mit 6.000 Mann österreichisch-kaiserlichen Truppen über Lienz gegen das Pustertal vorrückte, erteilte der königlich-bairische Oberstleutnant von Wrede seinen Truppen sofort den Befehl, Straßen und Brücken zu zerstören, um die österreichischen Truppen und die Tiroler Landstürmer aufzuhalten. Als diebairischen Pioniere begannen, die Brücke bei St. Lorenzen unter der Sonnenburg zu zerstören, wurden sie von schnell herbeigerufenen Landstürmern mit Steinen und Knüppeln vertrieben. Die Baiern verloren einen Pionier und die Tiroler eine Schildwache. Die Landstürmer erhielten Verstärkung und es gelang die Gegner bis zur Mühlbacher-Klause zurück zu drängen. Bei diesem ersten Kampf verloren die Baiern 13 Mann und einen Leutnant. Das waren die ersten Gefallenen, die im Klosterwaldbeerdigt wurden. Weitere Tote gab es bei den Kämpfen in den ersten Dezembertagen des Jahres 1809 um Bruneck, speziell in der Nähe der Kapuzinerkirche, wo französische Kanonen unter den fliehenden Landstürmern ein großes Blutbad anrichteten. Mehr als 80 Tiroler blieben tot am Platze. Elf Bauern wurden im Brunecker Friedhof und einige in den Dörfern der Umgebung begraben. Viele wurden auf Leiterwagen in den Klosterwald gebracht und dort beigesetzt.

Bei der letzten Erhebung im Pustertal trafen am 01. Oktober 1813 die Truppen des Feldmarschall-Leutnants Fenner mit den5.000 Mann Franzosen des Brigadegenerals Mazzuchelli bei St. Lorenzen aufeinander. Nach längerem Gefecht musste sich Fenner mit seinen Truppen zurückziehen und die Franzosen marschierten über Bruneck bis auf die Höhen von Rasen vor. Als Fenner Verstärkung bekam, stürmten die Österreicher gegen Percha und der Kampf tobte bei wechselndem Kriegsglück mit großer Heftigkeit bis spät in die Nacht. Die Franzosen zogen sich, nach Abbrennen sämtlicher Brücken, auf die steilen Höhen von Sonnenburg zurück. Während der hinhaltenden Kämpfe umgingen am 04. Oktober die Österreicher, verstärkt durch viele Landstürmer, bei Montal und St. Georgen die um Sonnenburg verschanzten Franzosen und trieben sie in die Flucht. Diese Kämpfe haben auf beiden Seiten viele Opfer gefordert und nach Überlieferung wurde der größte Teil der Gefallenen im Klosterwald bestattet. In den Räumen des aufgelassenen Klosters Sonnenburg war zu der Zeit ein Notspital eingerichtet, auch die dort verstorbenen Krieger wurden in diesem Friedhof begraben. 

Lange stand an dieser Stelle ein Bildstock. Als dann beim Bau der Pustertaler Eisenbahn 1869 bis 1871 - Hunderte Skeletteausgegraben und umgebettet wurden, errichtete der Bauunternehmer der Bahn eine Hölzerne Kapelle. Die Gedenkstätte wurde von der Bevölkerung viel besucht und später nahm sich der Veteranen-Verein von Bruneck des Friedhofes an und beschloss 1901 eine Kapelle aus Granit zu Ehren der Gefallenen zu errichten. Die Geldmittel wurden bald zusammengebracht und so konnte bereits am 18. September 1904 die schmucke Kapelle feierlich eingeweiht werden.

Dann brausten zwei Weltkriege durch unsere Lande, und besonders in den Jahren des Faschismus führte die Anlage im Klosterwal ein Dornröschen-Dasein. Mangelnde Pflege und zerstörende Unwetter vernichteten, was einst mit viel Arbeit errichtet und angelegt wurde.

Im September 1969 waren es die Michelsburger Schützen von St. Lorenzen, die sich dieser Anlage annahmen, um sie zu renovieren und die Pflege für die Zukunft zu sichern. Die noch lebenden Mitglieder des Veteranen-Vereins von Bruneck und St. Lorenzen waren froh, ihre Verpflichtung einem jungen Verein zu übergeben, sie waren einfach zu alt geworden. Es wurde ein Friedhofskomitee gegründet und mit ganzen 8.000 Lire Eigenkapital die Renovierung gestartet. Als erstes wurden die Mauern entfeuchtet. Da die Reparatur des Granitdaches erfolglos blieb, sah man sich genötigt, ein neues Schindeldach aufzusetzen. Der Innenputz wurde erneuert. An Stelle der alten Holztür wurde ein schmiedeeisernes Gitter angefertigt, welches jederzeit eine Besichtigung des Innenraumes ermöglicht. Die Marmortafeln mit den Namen der Gefallenen der Gemeinde wurde in Schmiedeeisen gefasst und auch der Altar sorgfältig erneuert. Vor der Kapelle wurden mehrere symbolische Gräber angelegt und Birkenkreuze aufgestellt. Das sehr wertvolle Feldkreuz mit Marienstatue wurde aufgefrischt und der verwahrloste und fast unpassierbare Zugang ausgehauen und eingeschottert. Selbstverständlich waren Anpflanzungen von Douglas-Tannen, Fichten und Ziersträuchern auch erforderlich. Bei der Reiffeisenkasse St. Lorenzen musste ein größeres Darlehen zwecks Deckung der laufenden Spesen aufgenommen werden. Die Mitglieder der Kompanie leisteten Hunderte von Arbeitsstunden und so konnte die Einsegnung der restaurierten Kapelle und Friedhofsanlage am 28. Mai 1972 erfolgen. 

Auch in den weiteren Jahrzehnten wurde außer den anstehenden Pflegearbeiten einiges geleistet. Der lange Zubringerweg wurde des öfteren von der hochwasserführenden Rienz stark beschädigt. Die Brücke über die Gader musste abgetragen und erneuert werden. Eine Wasserleitung wurde gebaut und ein Granitbrunnen aufgestellt. Die Holzkreuze mussten immer wieder ausgetauscht werden. In letzter Zeit mussten die angefaulten Bäume entfernt werden. Ein neuer Zaun wurde aufgestellt und Sträucher angepflanzt. Der Forstbehörde gilt dazu unser Dank. Eine neue überdachte Einganspforte wurde erstellt. Immer war man auf die ehrenamtliche freiwillige Arbeit der Schützen-Mitglieder und auf die vielen Spenden angewiesen. Jedes Jahr, am 3. Sonntag im September, wird eine würdige Gedenkfeier im Heldenfriedhof „Klosterwald“ von den Michelsburger Schützen organisiert und die strarke Beteiligung daran unterstützt unser Bemühen.

So ruhen in diesem geweihten Waldesdunkel friedlich nebeneinander die Gebeine derer, die sich im Leben feindlich gegenüberstanden; Tiroler Landesverteidiger, welche in heiliger Begeisterung ihr Blut und Leben dem Vaterland opferten, französische und bairische Soldaten, die fern ihrer Heimat und ihrer Mutter, der Pflicht gehorchend in den Tod gehen mussten.
Uns Michelsburger Schützen ist es ehrende Verpflichtung, den hier ruhenden gefallenen Kämpfern, diese würdige Gedenkstätte zu erhalten und zu pflegen und ihrer Taten und der Geschichte nicht zu vergessen!

Ober-Leutnant:   G e o r g   M e s s n e r